Mythen im Hundetraining!

In der Hundewelt kursieren zahlreiche Mythen – einige basieren auf Missverständnissen oder Unkenntnis – die immer wieder zu Verwirrung führen. Auch wenn wir alle unser Bestes tun, um unseren Hunden ein glückliches und gesundes Leben zu bieten, kann es manchmal ganz schön schwierig sein, die ganzen Dinge zu unterscheiden oder auch seinen individuellen und richtigen Weg im Hundetraining zu finden.
In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf 5 weit verbreitete Mythen und klären, was wirklich hinter ihnen steckt oder wie ihr es vielleicht auch besser machen könnt. Ich hätte diesen Beitrag gerne noch viel ausführlicher geschrieben, jedoch würde das den Rahmen sprengen.
Wichtig ist: Hört auf euer Bauchgefühl und hinterfragt, warum ihr etwas tut. Alle tierschutzrelevanten Themen – wie etwa einen Hund in seine Pipi zu tunken, um ihn stubenrein zu machen – habe ich bewusst ausgelassen. Ich appelliere an eure Vernunft und bin mir sicher, dass ihr solche Dinge sowieso nicht macht.
Lasst uns gemeinsam einen genaueren Blick auf die Mythen werfen – und schauen, was wirklich dran ist!

“Das macht er nur fürs Leckerli“
Viele Hundehalter haben Angst, ihren Hund mit Futter zu belohnen, weil sie denken, der Hund zeigt das Verhalten nur noch, wenn er etwas bekommt, oder sie hören zu schnell auf, die Leckerli zu verwenden. Fakt ist: Ein Hund zeigt ein Verhalten, wenn es sich für ihn lohnt.
Ein Hund mit einem Leckerli in die gewünschte Position zu locken oder ein Verhalten mit Futter zu verstärken, ist eine sehr effektive Methode. Natürlich ist diese Methode nicht für alles und auch nicht für jeden Hund geeignet. Belohnung im Hundetraining ist aber viel mehr als nur „Leckerli reinschieben“.
So gibt es z.B. auch funktionale Verstärker – Verstärker, die sich an den situativen Bedürfnissen des Hundes orientieren. Das bedeutet, ihr belohnt den Hund mit etwas, was sich der Hund situativ zur Bedürfnisbefriedigung wünscht. Der Verstärker bekommt also die Funktion des aktuellen Bedürfnisses des Hundes.

„Hunde haben immer Welpenschutz“
Der häufig beschriebene „Welpenschutz“ existiert unter Hunden außerhalb eines Rudels nicht.
Ein Welpe wird von einem anderen Hund nicht automatisch nachsichtiger behandelt. Wäre dies der Fall, könnte er keine Beißhemmung oder andere wichtige Verhaltensweisen erlernen, was zu Kommunikationsproblemen führen würde. Warum sollte sich ein älterer Hund von einem Welpen auf der Nase herumtanzen lassen? Das würde die soziale Struktur schwächen und Konflikte verursachen. Überschreitet ein Welpe eine Grenze, wird ihm ebenso eine Grenze gesetzt.
Bei Welpen und generell bei Hunden, sollte man aber aufgrund der Verletzungsgefahr und der Sozialisierung darauf achten, dass sie vor allem positive Erfahrungen sammeln und nicht in gesundheitliche Gefahr durch andere Hunde geraten.
Übrigens ist auch die Annahme falsch, dass ein Welpe nur in einer Gruppe von Welpen „sozialisiert“ werden sollte. Erwachsene, sichere Hunde können einem Welpen ebenso helfen, selbstbewusster und sicherer zu werden. Welpen lernen viel durch Nachahmung und profitieren von den ältereren Hunden.

“Ein Hund braucht ein Haus mit Garten“
Unglaublich oft höre ich die Ansicht, dass ein Hund nur in einem Haus mit Garten glücklich sein kann. Doch das ist nicht unbedingt wahr.
Ein Hund braucht in erster Linie eine liebevolle Beziehung zu seinem Halter sowie eine bedürfnisorientierte und kognitive Auslastung und unbedingt auch ausreichend Bewegung. Ein Garten und ein großes Haus, in dem der Hund sich frei bewegen kann, sind natürlich toll. Aber auch in einer Wohnung kann ein Hund ein glückliches Leben führen, solange die oberen Punkte erfüllt sind und seine Bedürfnisse wie beispielsweise genügend soziale Kontakte auch erfüllt sind. Der Schlüssel zu einem glücklichen Hund ist nicht die Größe des Wohnraums, sondern die Qualität der Zeit, die er mit seinem Halter verbringt.
Ein anderer Punkt, den man nicht außer Acht lassen sollte, ist natürlich die Genetik. Hunde wie z. B. Herdenschutzhunde sollten artgerecht gehalten werden – aber das ist ein anderes Thema, das sehr viel ausführlicher ist.
Achtet am besten einfach auf eine rassenbedingte und individuelle Auslastung, die sich an den natürlichen Bedürfnissen eures Hundes orientiert.

„Hunde, die mit dem Schwanz wedeln, freuen sich.“
Das Wedeln mit der Rute wird oft als Zeichen von Freude interpretiert – doch das stimmt nicht immer. Hunde wedeln aus verschiedenen Gründen mit der Rute, und dabei spielen sowohl die Rutenstellung als auch die Bewegung eine entscheidende Rolle.
Zunächst sollte die Rutenstellung betrachtet werden: Sie kann von „über den Rücken getragen“ bis „unter den Bauch eingezogen“ variieren. In einer imponierenden oder aggressiven Stimmung wird die Rute häufig höher als die Rückenlinie getragen – je stärker die Anspannung, desto steiler steht sie. In ängstlicher oder unterwürfiger Stimmung hingegen wird die Rute eher neutral oder sogar bis unter den Bauch eingezogen gehalten.
Auch die Bewegung der Rute liefert wichtige Hinweise: der Ausschlag, also wie weit die Rute schwingt, und die Geschwindigkeit der Bewegung. Eine wedelnde Rute kann der Ausdruck von Aufregung, Nervosität, Aggressionsverhalten, Unsicherheit oder auch eine freundliche Begrüßung sein.
Ganz allgemein lässt sich sagen: Es sollte immer die ganze Körpersprache des Hundes in Betracht gezogen werden, um ihn wirklich zu verstehen.

“Der Hund darf nicht auf das Sofa oder ins Bett“
Viele Hundehalter glauben, dass Hunde nicht auf das Sofa oder ins Bett dürfen, um ihre „Rangordnung“ zu wahren. Diese Vorstellung stammt aus veralteten Theorien.
Moderne Hundeerziehung zeigt jedoch, dass es nicht darauf ankommt, ob der Hund auf das Sofa oder ins Bett darf, sondern auf die Beziehung zwischen Mensch und Hund. Solange der Hund klare Regeln kennt und du ihn vielleicht sogar immer einlädst, zu dir auf die Couch zu kommen, spricht nichts dagegen, ihm ab und zu einen Platz auf dem Sofa zu gönnen.
Warum möchte dein Hund überhaupt auf die Couch? Hunde suchen Sicherheit, möchten bequem liegen oder suchen einfach nur deine Nähe. Doch wie bei allem gilt auch hier: Hundetraining ist unglaublich individuell, und die „Regeln“, die für den einen Hund funktionieren, müssen nicht zwangsläufig für jeden Hund gelten.
Fazit:
Lasst euch von den Mythen der Hundewelt am besten einfach nicht verwirren.Findet euren eigenen Weg und lasst euch kompetent beraten.
Kontaktiere mich gerne – gemeinsam sorgen wir in einem Training der Hundeschule Landherr in Mainz oder auch in einem Onlinetraining dafür, dass du und dein Vierbeiner den für euch richtigen Weg finden!
Dieser Blogbeitrag dient zur Unterstützung und Anregung, ersetzt aber natürlich kein individuelles Training!