Artgerechte Beschäftigung für Hunde !

Im Hundetraining sehen wir immer wieder, dass viele Probleme durch zu wenig Ruhe entstehen. Doch das Gegenteil ist ebenso ein häufiges Thema: Viele Hunde werden schlichtweg zu wenig artgerecht ausgelastet und sind daher gestresst.
Ich könnte ein ganzes Buch voller Beschäftigungsmöglichkeiten für Hunde schreiben. Die Türen stehen hier weit offen, und es gibt unzählige Wege, wie man einen Hund artgerecht auslasten kann. Doch am besten findet ihr eine Beschäftigung, die euch und eurem Hund als Team Spaß macht.
Eine artgerechte Beschäftigung ist für Hunde weit mehr als nur Zeitvertreib – sie ist essenziell für ihr Wohlbefinden. Ein unausgelasteter Hund neigt häufig zu unerwünschtem Verhalten, während ein sinnvoll beschäftigter Hund oft ausgeglichener, zufriedener und dementsprechend auch ruhiger und anpassungsfähiger ist.
In diesem Beitrag möchte ich dir verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten vorstellen, die nicht nur Spaß machen, sondern auch die Bindung zu deinem Hund stärken und euren Alltag bereichern. Probiert am besten einige Bereiche aus und entdeckt, was euch Freude bereitet!

“Sensorische Auslastung“
Hunde erleben ihre Umwelt vor allem über ihre Sinnesorgane – und ganz besonders über ihre Nase. Bei dieser Form der Auslastung bekommt dein Hund die Möglichkeit, genau diese natürlichen Bedürfnisse auszuleben.
Ob bei einem neuen Hobby wie z.B Dummytraining, bei gemeinsamen Schnüffelrunden, abwechslungsreichen Spaziergängen an neuen Orten mit einer kleinen Spielzeugsuche oder bei kleinen Suchspielen im Garten – all das sind tolle Wege, den Geruchssinn deines Hundes zu fördern.
Wenn das schon super klappt, kannst du deinem Hund die Aufgaben auch nach und nach schwerer machen. Statt nur Leckerchen zu verstecken, könnt ihr beispielsweise auf die Suche nach bestimmten Gegenständen gehen. Hast du schon einmal von der Teebeutelsuche gehört? Dabei lernt dein Hund, gezielt einen bestimmten Geruch (z.B. Tee) wahrzunehmen, aufzufinden und anzuzeigen – eine fantastische Übung für Nase und Kopf!
Nach und nach kannst du außerdem verschiedene Untergründe, Geräusche, andere Reize und Ablenkungen ins Training einbauen.
Ideen:
Plane bewusste Schnüffelspaziergänge ein, bei denen dein Hund die Umgebung in Ruhe erkunden darf – ohne den Anspruch, viel Strecke zu machen.
Beispiele für die Sensorische Auslastung wären:
Baue kleine Suchspiele auf dem Spaziergang ein: Verstecke ein Leckerli in der Baumrinde oder unter Blättern.
Schnüffelspiele: Suchspiele mit Futter, Schnüffelteppich. (Aber Achtung, für viele Hunde ein absolutes Kinderspiel und nicht sehr anspruchsvoll.)
Erkundung neuer Untergründe: z. B. auf Physiogeräten, wackeligen Matten, durch Laubhaufen, über einen kleinen Barfußpfad, Kies, Wasserpfützen laufen lassen.
Gezieltes Beobachten lassen: einfach mal an einem Ort sitzen oder stehenbleiben und gucken (Menschen, Hunde, Fahrräder etc.).
Geräusche abspielen: (z. B. Rascheln, Silvesterknaller, Wind, Tiergeräusche usw.)

„Körperliche Auslastung“
Körperliche Bewegung ist ein Grundbedürfnis jedes Hundes – ganz gleich, ob jung oder alt, groß oder klein. Dabei geht es nicht nur um die tägliche Gassirunde, sondern um abwechslungsreiche Bewegung, die deinem Hund wirklich guttut und ihn weder über- noch unterfordert.
Nicht jeder Hund braucht das gleiche Maß an Bewegung. Wichtig ist, auf Alter, Gesundheitszustand und Rassemerkmale Rücksicht zu nehmen. Doch für die meisten Hunde reicht ein Spaziergang an der Leine schlichtweg nicht aus – sie wollen rennen, schnüffeln, entdecken und einfach mal Dampf ablassen.
Das oft verbreitete Prinzip „Konzept Spaziergang“ ist aus Sicht vieler Hundehalter sehr missverstanden. Statt stur eine feste Runde „um den Block“ abzulaufen, ist für die meisten Hunde ein kürzerer Spaziergang mit vielen Pausen und Gelegenheiten zum Erkunden und schnüffeln oft viel wertvoller. Die Welt bewusst wahrnehmen, sich Zeit lassen, Eindrücke verarbeiten – all das trägt zur Ausgeglichenheit bei.
Mal ein schneller Spaziergang in einem neuen Gebiet, mal ein Ausflug an den See, dann wieder gezielte Bewegungsübungen oder ein gemeinsames Spiel – wichtig ist: Gestalte euren Alltag abwechslungsreich und orientiere dich an den Bedürfnissen deines Hundes.
Ideen:
Integriere kleine Hindernisübungen in euren Spaziergang: Lass deinen Hund z. B. über Baumstämme balancieren, zwischen Bäumen slalomlaufen oder Trainiere tolle Signale wie z.B. das Umrunden von Gegenständen.
Nimm gerne zudem an einer unserer Wanderungen teil. Hier integrieren wir schöne und praktische Übungen gemeinsam mit Bewegung.
Freilauf auf sicheren Flächen ist natürlich super schön, wenn dein Hund auch einmal frei laufen kann. Wichtig ist; dein Hund sollte immer abrufbar sein! Sichere deinen Hund ansonsten mit einer Schleppleine am Geschirr ab und Trainiere am besten den Rückruf noch weiter!
Für sportliche Teams: Canicross, Bikejöring, Degility, Agility (am besten ohne harte Stopps), Obedience, Dog Frisbee oder Longieren sind tolle Möglichkeiten, Körper und Kopf gemeinsam zu fordern. Probiere immer mal wieder etwas neues aus!

“Sozialkontakte“
Hunde sind soziale Wesen – der Kontakt zu Artgenossen gehört zu einem normalen und gesundenHundeleben einfach dazu. Doch genau wie bei uns Menschen gilt auch hier: Nicht jeder versteht sich mit jedem. Es kommt nicht auf die Menge, sondern auf die Qualität der sozialen Kontakte an.
Oft reichen schon zwei oder drei richtig gute Hundekumpels – mehr braucht es gar nicht. Für viele Hunde bedeuten Begegnungen mit Hunden aber oft einfach nur Stress. Achte also lieber auf wenige, aber dafür positive und gute Kontakte, besonders in der Anfangszeit sowie bei jungen oder sensiblen Hunden.
Sozialer Austausch bedeutet nicht, dass Hunde ständig miteinander spielen oder toben müssen. Gerade erwachsene Hunde spielen oft seltener – für sie ergibt das häufig schlicht keinen Sinn mehr.
Ideen:
Verabrede dich regelmäßig mit passenden Hundekumpels, mit denen dein Hund wirklich harmoniert – ruhig, freundlich und stressfrei. Spielen sollte immer ausgewogen und abwechselnd sein, das heißt einmal jagt der eine den anderen und dann wieder umgekehrt.
Besuche eine Gruppenstunde, bei der die Hunde andere wahrnehmen dürfen, ohne direkt interagieren zu müssen.
Nimm an einem Social Walk teil – zum Beispiel bei uns! (Wir haben aktuell viele neue Termine online). Diese Lernspaziergänge bieten kontrollierte Hundebegegnungen in Ruhe, mit Abstand und ohne Druck.
Lass deinen Hund auch einfach mal aus der Distanz beobachten – das kann genauso wertvoll sein wie direkter Kontakt.

„Neue Tricks einstudieren“
Tricktraining ist eine wunderbare Möglichkeit, deinen Hund geistig zu fördern, eure Kommunikation zu verbessern, dein Timing zu schulen – und dabei jede Menge gemeinsamen Spaß zu haben. Besonders das Selbstvertrauen und die Kreativität wird angeregt, etwa durch Methoden wie Shaping oder Free Shaping.
Das Beste daran: Du brauchst keine besondere Ausrüstung und keine Vorkenntnisse. Du kannst direkt im Wohnzimmer loslegen – ggf. mit einem Markerwort oder Klicker, ein paar Leckerchen (oder einer anderen Verstärkung) und guter Laune.
Fokussiere dich nicht auf Fehler oder „falsches“ Verhalten – belohne lieber das richtige Verhalten zum richtigen Zeitpunkt. Dein Hund lernt so nicht nur schneller, sondern bleibt motiviert und fröhlich bei der Sache.
Ideen:
Starte mit einfachen Klassikern wie „Pfötchen geben“ oder „Dreh dich.
Für Fortgeschrittene: Bringe deinem Hund bei, Gegenstände zu bringen, Kuckuck zu machen, oder zu winken.
Für Experten: Hier sind Tricks wie „Humpeln“, „Bounce“ (Gegen eine Wand oder einen Baum spingen.) oder auf dem Rücken balancieren sehr cool.
Nutze Tricks auch, um den Alltag zu erleichtern – z. B. „Pfote geben“ zum Abtrocknen beim nachhause kommen im Winter, „Kinn ablegen“ für Fotos oder „Steh (still stehen“ beim Geschirr anziehen.)

“Kognitive Auslastung“
Kognitive Auslastung bedeutet, den Hund geistig zu fordern – und das ist oft anstrengender für den Hund als körperliche Bewegung allein. Wenn dein Hund „mitdenken“ darf, fördert das seine Konzentration, seine Frustrationstoleranz und seine Problemlösefähigkeit – Fähigkeiten, die auch im Alltag enorm hilfreich sind.
Gerade für sehr aktive oder schnell aufdrehende Hunde kann geistige Beschäftigung sehr wertvoll sein. Statt den Hund körperlich „müde zu machen“, hilft es oft viel mehr, das Gehirn des Hundes sinnvoll zu beschäftigen. Dabei geht es nicht darum, ihn mit Aufgaben zu überfordern – sondern ihm kleine Denkanstöße zu geben, bei denen er selbst aktiv werden darf.
Kognitive Auslastung fördert stärkt die Selbstwirksamkeit deines Hundes.
Ideen:
Lass deinen Hund durch freies Formen lernen (Free Shaping oder Shaping), bei dem er selbst herausfinden darf, welches Verhalten gefragt ist.
Starte mit einem einfachen Fährtentraining, bei dem dein Hund einer gelegten Spur folgt.
Nutze einfache Denksportspiele oder Intelligenzspielzeuge – es gibt sie in unzähligen Varianten, oder du bastelst sie selbst. (Achtung; auch hier gilt, einiges ist für den Hund kinderleicht und die Schwierigkeit sollte ab und an verändert werden)
Lass deinen Hund kleine Aufgaben lösen, wie z. B. ein Leckerli unter einem Becher finden oder Dinge wie Futter usw. anzeigen (z.B. als Anti-Gitködertraining).
Verwende variable Verstärkung (Belohnung angepasst an deinen Hund und die Situation) z.B. Futter als Belohnung für einen kleinen Trick, Spielzeug bei einer super guten Leistung oder einen Jackpot bei einer Spitzenleistung wie z.B: dem Superabruf.
Fazit:
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Ich freue mich auf euch und eure Hunde!